Aquarienverein "Wasserfloh" Schiffweiler e.V.

Das tropische Meeresaquarium für Einsteiger

In den letzten Jahren hat die Anzahl der Meeresaquarianer enorm zugenommen. Mit modernsten Flugzeugen werden die farbenprächtigen Bewohner der Meere in wenigen Stunden in jedes Land geflogen.

Der Handel bietet eine gut sortierte Auswahl von Fischen und niederen Tieren an. Viele Süßwasseraquarianer haben daher schon den Sprung zum Seewasser gewagt. Obwohl man sich in der Aquaristik gut auskennt, werden sehr oft Anfängerfehler gemacht, weil Naturgesetze nicht beachtet werden, was unnötig Lehrgeld kostet. Für Anfänger und Umsteiger möchte ich hier nach meiner Erfahrung ein paar Einrichtungs- und "Einfahrtipps" geben. Vorab ist zu sagen, daß ein Seewasseraquarium nichts für Ungeduldige ist, da es mehrere Monate benötigt, bis es richtig läuft. Der Einsteiger muß zuerst überlegen, ob er nur Fische, niedere Tiere oder beides zusammen pflegen will (Riffaquarium).

Bei einem reinen Fischbecken gibt es gegenüber einem Süßwasserbecken keine großen Unterschiede in der Pflege. Es fehlen lediglich die Wasserpflanzen, die im Seewasserbecken durch Algenarten ersetzt werden. Ideal ist die Einrichtung eines Riffaquariums mit vielen niederen Tieren und sehr wenig Fischen, die sich miteinander vertragen müssen.

Das Becken: Da Salzwasser nie mit Metall in Berührung kommen darf, nimmt man ein Vollglasbecken. Es sollte zur besseren Dekoration eher tiefer als hoch sein (z.B. 130 cm x 60 cm x 50 cm). Besser wären natürlich auch noch größere Becken.

Der Filter: Ein Filter hat die Aufgabe, das Beckenwasser zu reinigen. Es können die üblichen Außen- oder Innenfilter benutzt werden. Als sehr wirksam hat sich bei mir ein Vierkammer-Filtersystem aus Glas erwiesen, das mit Filterschaumstoff verschiedener Porengröße bestückt ist. Der Filter wird mit Silikon in eine Ecke des Beckens eingeklebt. Er muss so beschaffen sein, dass das Beckenwasser von oben in die erste Kammer läuft, da sich die Stoffwechselprodukte (Eiweiß usw.) an der Wasseroberfläche befinden. In die letzte Kammer bringen wir Filterkohle (ca. 150 g) und eine Tauchpumpe, die das Wasser wieder ins Becken pumpt, ein. Der Schaumstoff muss je nach Besatzdichte mehr oder weniger oft ausgewaschen werden.

Die Dekoration: Felsenbauten fertigen wir aus gut gesäuberten Lochsteinen, die wegen der Bruchgefahr des Beckens, auf Filterwatte oder Schaumstoff gelegt werden. Als Bodengrund verwendet man Korallenstifte in einer Schicht von 4 cm.

Die Beleuchtung: Für Becken ohne Steinkorallen bis 60 cm Beckenhöhe kann man die beliebten und preiswerten Leuchtstoffröhren nehmen. Es werden Tageslichtfarben (z.B. Osram 12) und blaue Lampen (z.B Osram 67) im Verhältnis 2:1 eingesetzt. Man nimmt 5 bis 6 Lampen, deren Röhren nach einer Brennzeit von 1,5 Jahren, nach und nach ausgewechselt werden. Mit dieser Beleuchtung lassen sich niedere Tiere (Steinkorallen ausgenommen) pflegen. Wer mehr Licht will, dem werden Halogen-Metalldampflampen oder die modernen T-5 Röhren in ausreichender Anzahl empfohlen.

Das Einfahren: Nachdem die Dekoration eingebracht ist, wird das Becken mit Wasser gefüllt und der Salzgehalt ungefähr  eingestellt (35 g Salz pro Liter Wasser). Welches Salz genommen wird ist gleich, da es im Handel keine schlechte Marke gibt. Zusätzliche Strömungspumpen sind im Seewasser unerläßlich. Sie werden nun eingeschaltet, damit das Salz in Lösung geht. Der Filter läuft, die Lampen bleiben aus. Nach ein paar Tagen wird die Dichte, die bei 1,022-1,024 liegen soll, eingestellt. Auch die anderen Werte müssen wir messen.

Es sind:

  • Temperatur: 23-24°C
  • pH-Wert: 8,0-8,4
  • Karbonathärte: 6-8
  • Nitrit und Nitrat: sollten nicht meßbar sein.

Ist alles in Ordnung, wird aus einem eingefahrenen Seewasserbecken ein Liter Bodengrund (zur Impfung mit Bakterien) eingebracht und das Becken mit einer Leuchtstofflampe täglich 30 Minuten (über eine Schaltuhr) beleuchtet. Nun wird der Eiweißabschäumer, der regelmäßig gesäubert werden muß, eingebaut. Das Becken lassen wir ungefähr 4 Wochen laufen, wobei die Brenndauer aller Lampen langsam erhöht wird, bis 7-9 Stunden am Tag erreicht sind.

Wichtig ist nun die Messung des Nitritwertes, da Nitrit ein starkes Blutgift ist. Ist keines nachweisbar, bringen wir Algen (Caulerpa) und drei bis vier Lebende Steine ein. Auch kann man zwei bis drei Seeigel als Grünalgenverzehrer dazusetzen.

Niedere Tiere müssen sehr langsam eingewöhnt werden (1-3 Std.). Ich stelle dazu den Beutel mit den Tieren in einen Eimer und lasse mit einem Luftschlauch langsam Beckenwasser in den Beutel und später in den Eimer tropfen. In den nächsten Tagen und Wochen können nun verschiedene Arten von Schmieralgen entstehen, die von Dekoration und Boden entfernt werden müssen. Hierbei wird die Geduld des Aquarianers enorm auf die Probe gestellt. Je nach Beckenzustand wird nach 5-6 Wochen voll beleuchtet. Es können dann nach und nach niedere Tiere und Fische eingesetzt werden.

Zur Wasserpflege lässt sich folgendes sagen:

Sparsam füttern, oft den Filter reinigen (Der Dreck muss aus dem Wasserkreis-lauf heraus.) und tote Tiere sofort aus dem Becken nehmen. Öfter den Bodengrund absaugen.

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Hans-Werner Harsch   

 HWHarsch@web.de